Rallye Hessen-Thüringen: Opel zeigt seine große Cabrio-Tradition

18.05.2016

Rüsselsheim.  Der erste Opel von 1899 – der Patentmotorwagen „System Lutzmann“ – war ein Cabrio. Was zu Beginn des Automobilbaus noch die Regel ist, wird später Luxus und Lebensgefühl. Fünf klassische offene Opel und ein aktuelles Cabriolet präsentieren im Rahmen der 22. ADAC Opel Classic Hessen-Thüringen die Entwicklung des Offenfahrens. Mit am Start ist auch Opel-Vertriebschef Peter Christian Küspert im bildschönen Super 6 Gläser Cabriolet. Die Oldtimer-Rallye führt vom 26. bis zum 28. Mai durch das romantische Werratal links und rechts der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bereits seit 1995 erkunden die Besitzer klassischer und historischer Automobile und Motorräder die schönsten Regionen Hessens und Thüringens. Dreh- und Angelpunkt der Ausfahrt mit 350 Kilometer Länge ist der Hessen-Hotelpark Hohenroda.

Mit dabei sind in diesem Jahr: Fünf Open-Air-Stars aus Rüsselsheim. Der Opel 8/25 PS von 1920 ist ein sportlicher Tourer mit vier Sitzplätzen; das Super 6 Gläser Cabriolet von 1937 ein eleganter Sportzweisitzer der Oberklasse. 1950 ist ein Opel Olympia als Cabrio-Limousine eine gängige Karosserie-Variante, während Rekord A von 1964 und Rekord C von 1967 schon ein Fall für den Spezialisten sind: Der Karosseriebauer Deutsch verwandelt serienmäßige Limousinen in formschöne Cabriolets. Der Opel Cascada, der die Klassiker während der Oldtimerfahrt durch Rhön und Thüringer Wald begleitet, steht für die aktuelle Interpretation des großen, luxuriösen Cabriolets mit Stoffdach und Platz für vier Personen.

Aller Anfang ist offen

Die Opel-Historie des offenen Automobils reicht zurück bis zu den Anfängen der Marke: der Patentmotorwagen „System Lutzmann“ von 1899 ähnelt, wie alle Vertreter der automobilen Frühzeit, einer Kutsche und besitzt einen offenen Aufbau, der auch wahlweise mit Verdeck bestellbar war.

Als der Opel 8/25 PS mit charakteristischer Spitzkühler-Front 20 Jahre später auf den Markt kommt, entspricht er als offener Tourer mit vier Sitzplätzen ganz und gar dem gängigen Bild des modernen Motorwagens. Es gibt zwar ein Faltverdeck aber keine Seitenscheiben; der Automobilist der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg trägt wetterfeste Kleidung, die der Jahreszeit angemessen ist. Der Vierzylinder des Opel 8/25 PS holt aus zwei Litern Hubraum 25 PS bei 1600/min, genug für eine Spitze von 65 km/h. Seine Modellbezeichnung ergibt sich aus Steuerklasse und Leistung: Gemäß des 1906 eingeführten Reichsstempelgesetzes, das erstmals die Besteuerung von Automobilen regelt, wird pro halbem Liter Hubraum ein „Steuer-PS“ fällig.

1937, zum 75. Jubiläum des Unternehmens, ist der neu präsentierte Opel Super 6 mit seinem fortschrittlichen, kurzhubigen 2,5-Liter-ohv-Sechszylinder-Reihenmotor mit 55 PS schon 115 km/h schnell. Ab Werk stehen eine zwei- und viertürige Limousine und eine Cabriolet-Version zur Verfügung. Spezielle Wünsche erfüllen Karosseriebauer wie Hebmüller, Autenrieth, Buhne, Deutsch oder Gläser aus Dresden, der auf Basis des Super 6 einen formvollendeten 2+2-Sitzer im Stil eines sportlichen Roadsters entwirft – offen zu reisen ist nun Luxus, kein Standard mehr. Wer in dem von Opel-Vertriebsvorstand Peter Christian Küspert gesteuerten Gläser Cabriolet hinten mitfahren möchte, muss akrobatisches Geschick beweisen: Fonds-Passagiere erklimmen den auch Schwiegermuttersitz genannten Freiluftplatz im Heck über einen kleinen Tritt an der hinteren Wagenflanke.

Ab Werk und auf Bestellung

Im Opel Olympia von 1950 fährt es sich für Fondpassagiere bequemer. Mit üppigem Chrom-Schmuck ist er ein Symbol für Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, als Cabrio-Limousine trägt er allerdings noch Vorkriegs-Mode. Im Gegensatz zum Voll-Cabriolet besitzt diese Spielart des Offenfahrens feststehende Rahmen, die vorne mit der Windschutzscheibe verbunden sind und hinten die C-Säule ausbilden. Dazwischen öffnet sich das große Rolldach und lässt Licht und Luft herein. Erst 1956 läuft das letzte Fahrzeug dieser Bauweise innerhalb der Olympia Rekord-Modellreihe in Rüsselsheim vom Band.

Bis Opel wieder einen offenen Wagen ab Werk anbietet, dauert es bis 1976. In den 20 Jahren dazwischen sind es Karosseriebauer wie das Kölner Traditionsunternehmen Karl Deutsch, die den Traum vom Opel Cabriolet erfüllen. Den 1963 vorgestellten Rekord A baut Deutsch auf Wunsch ebenso zum Cabrio um wie den 1966 präsentierten Rekord C. 7.590 Mark kostet die günstigste Basis in Form eines zweitürigen Rekord C, mit noch einmal 4.000 Mark schlägt der Umbau zu Buche. Schön, besonders und selten bleiben die exklusiven Kreationen der Firma Deutsch, nur um die 30 offene Rekord A und B werden gebaut.

Etwa 50 Rekord C und Commodore A, das sportliche Schwestermodell des Rekord, Cabriolets entstehen bis zum Modellwechsel 1972. Das rote Rekord C Deutsch-Cabriolet aus der Opel Classic-Sammlung steuert der ehemalige Rennfahrer, Opel-DTM-Pilot und Markenbotschafter Jockel Winkelhock.

Heute setzt der viersitzige Cascada die bald 120-jährige Tradition des Offenfahrens bei Opel fort. Mit dem neuen Cascada bietet Opel nun wieder einen geräumigen Viersitzer mit hochwertigem Stoffverdeck an wie ihn sonst nur wenige Premiummarken im Angebot haben. Die aufwendige Akustik- und Wärmedämmung sorgt für erstklassigen Fahrkomfort zu allen Jahreszeiten. Der Opel Cascada ist offen eine verführerische Windsbraut und geschlossen ein geräuscharmer Gran Turismo. Mit der schicken Stoffkapuze wird der Cascada zum Ganzjahres-Cabrio, das sich in nur 17 Sekunden bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h öffnen lässt – und das bereits ab 26.650 Euro.