Opel Kompaktklasse – eine 75-jährige Erfolgsstory

17.11.2011

  • 1936 begründet der Kadett die Kompaktklasse bei Opel
  • Symbol für technischen Fortschritt und Variantenreichtum
  • Nach fünf Generationen wird aus dem Kadett der Opel Astra
  • Auf der IAA in Frankfurt debütiert 2011 der Astra GTC

Rüsselsheim. Was mit Astra Fünftürer, Sports Tourer und GTC heute als große Familie wächst und gedeiht, hat einmal klein angefangen – und zwar genau vor 75 Jahren.
1936 hieß Opels Kompaktklasse zwar noch Kadett. Schon damals wurde in Rüsselsheim jedoch der Grundstein für eine Erfolgsstory beliebter, zuverlässiger und technisch fortschrittlicher Fahrzeuge gelegt, die bis heute andauert und in die Zukunft fortwirkt.

Opel Kadett: Kompaktwagen, „die Erste“

Im Olympiajahr 1936 ist Opel bereits einer der größten Autohersteller Europas. Mit dem Kadett erweitert das Unternehmen seine Modellpalette und begibt sich erstmals in die Klasse der Kompaktfahrzeuge. Bei der Entwicklung orientierten sich die Rüsselsheimer Ingenieure an erfolgreichen Vorgängern. Vom P4 übernimmt der Kadett den 1,1-Liter-Vierzylinder mit 23 PS, vom Olympia die moderne Form und das (hier zum ersten Mal in einem deutschen Großserienauto realisierte) Konzept der selbsttragenden Ganzstahl-Karosserie. Zwei Varianten sind lieferbar: Limousine und Cabriolet-Limousine, beide mit vier Sitzplätzen, zwei Türen und ab einem Preis von 2100 Reichsmark. Für den Export wird auch eine viertürige Version angeboten. Von der ersten Kadett-Generation werden über 100.000 Fahrzeuge verkauft, bis die zivile Fahrzeugproduktion ab 1940 kriegsbedingt ruht.

Nach Kriegsende 1945 beschließen die Siegermächte, die kompletten Produktionsanlagen sowie die Konstruktionszeichnungen an die Sowjetunion zu übergeben. Der Ur-Kadett wird daraufhin in Russland noch bis in die 1950er Jahre als Moskwitsch 400 produziert.

Opel Kadett – kurz gesagt: OK

In Bochum läuft ab 1962 der neue Kadett mit 40 PS starkem 1.0-Liter-ohv-Motor vom Band. Schnell macht der kompakte Opel als besonders geräumiges und technisch fortschrittliches Fahrzeug von sich reden. Während sich viele größere Autos noch mit drei Gängen begnügen müssen, verfügt der Kadett A, der als Limousine und Caravan erhältlich ist, bereits über ein Vierganggetriebe. Wenig später folgt ein 48 PS starkes Coupé.

Besonders groß ist die Variantenvielfalt bei der ab Herbst 1965 produzierten, dritten Generation: Neben zwei- und viertüriger Stufenhecklimousine entstehen in Bochum eine Fastback-Limousine, zwei Coupé-Versionen sowie ein drei- und fünftüriger Caravan.

Die ab 1967 angebotene, luxuriöse Olympia-Reihe mit Ausstattungsdetails des größeren Rekord und der sportliche Rallye-Kadett, mit dem Opel im Motorsport aktiv ist, runden das Angebot ab. Rund 2,7 Millionen Kadett B werden bis 1973 gebaut.

Die wilden 70er: sportlich und offen

Auf B folgt C. Der neue Kadett kommt wieder als Limousine, Caravan und Coupé auf den Markt. Die sportliche Coupé-Variante GT/E wird 1975 erstmals von einem 1,9-Liter-Einspritzmotor angetrieben. Neu ist der Kadett City, ein Dreitürer mit großer Heckklappe – und zugleich der erste deutsche Schrägheck-Kompaktwagen mit Hinterradantrieb. Zum ersten Mal seit den 30er Jahren gibt es in Opels Kompaktklasse ab 1976 auch wieder eine Open-Air-Version: „Aero“ heißt das Angebot für Frischluft-Fans. Die beim Karosserieschneider Baur in Stuttgart gefertigte Cabriolet-Limousine verfügt im Interesse von Steifigkeit und Insassenschutz über einen Targa-Bügel.Über 1,7 Millionen Kadett C produziert Opel bis 1979.

Moderne Zeiten: Frontantrieb und Quermotoren

Die fünfte Generation läutet bei Opel das Zeitalter von Frontantrieb und Quermotoren ein. Der neue 1,3-Liter-Vierzylinder besitzt einen Leichtmetall-Zylinderkopf mit oben liegender Nockenwelle. Später kommt ein auf Basis eines Benziners entwickelter 1,6-Liter-Diesel hinzu, der erste Selbstzünder in der beliebten Kompaktbaureihe. Vom neuen Antriebslayout profitieren vor allem die Passagiere. Für sie hat sich das Platzangebot ebenso verbessert wie für das Gepäck. Die Werbung textet vielsagend:

„Der Jüngste von Opel – der neue Kadett. Er hat, was viele gerne hätten!“. Zum Beispiel das „Goldene Lenkrad“. 1979 erhält der Kadett D diese begehrte Auszeichnung. Neben dem Schrägheck ist auch wieder der populäre Caravan lieferbar, längst eine feste Größe im Opel-Programm. Das traditionelle, seit 1962 angebotene Stufenheckmodell entfällt jedoch ebenso wie eine offene Variante. Beide kehren erst mit dem Kadett E zurück.

Windschlüpfig und vielfach preisgekrönt

Im August 1984 präsentiert Opel das neue Modell in der bekannten Vielfalt. Der zweite Frontantriebs-Kadett wird zum „Auto des Jahres“ gewählt. Mit einem cW-Wert von 0,30 ist der sportliche GSi mit 115 PS zu seiner Zeit die windschlüpfigste Limousine der Welt.
Auf der 51. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt, ein Jahr später, stellt das Unternehmen das Cabrio vor. Den Kadett für Sonnenanbeter hat das Rüsselsheimer Design Center in Zusammenarbeit mit Nuccio Bertone entworfen. Wie sein Vorgänger bekommt der Kadett E das „Goldene Lenkrad“. Insgesamt wird er über 3,7 Millionen Mal produziert. Mit der Gesamtbaureihe knackt Opel 1989 die 10-Millionen-Marke.

Seit 20 Jahren ein neuer Name, aber alte Klasse

Mit dem F buchstabiert der Rüsselsheimer Hersteller im August 1991 zwar das gewohnte Alphabet weiter. Die traditionsreiche Bezeichnung „Kadett“ ist ab sofort aber Geschichte. Künftig fährt Opels Kompaktklasse unter dem Namen Astra vor. Schon vor 20 Jahren setzt der Newcomer mit Seitenaufprallschutz und Gurtstraffern in puncto passiver Sicherheit ebenso Maßstäbe, wie im Bereich alternativer Antriebstechnologien: Erstmals lässt sich ein kompakter Opel auch mit Erdgas betanken, und als Experimentalfahrzeug fährt der Astra F – lange vor dem Serienstart des Elektroautos Ampera – sogar mit Strom. Die erste Generation des Opel Astra, die bis Ende 1998 läuft, ist mit über vier Millionen produzierten Exemplaren das meistverkaufte Modell der Firmengeschichte.

Anfang 1998 startet die Produktion des Astra G, der mit noch nie da gewesener Karosserievielfalt glänzt. Neben der drei- und fünftürigen Schrägheckversion sind eine Stufenheck-, Cabrio- und Coupé-Variante, sowie ein fünftüriger Caravan erhältlich. Besonderen Wert legt Opel auf die Bereitstellung erschwinglicher Technologien zum Kraftstoffsparen. Aber auch die Themen Sport und Fahrspaß kommen nicht zu kurz: 1999 startet die Sportversion OPC mit 118 kW/160 PS starkem 2,0-Liter-Motor. Zum neuen Jahrtausend debütiert der Astra Eco4, das erste Vier-Liter-Auto in der Kompaktklasse. Auf dem Astra G basiert auch der erste Kompaktvan Zafira, dessen Flex7-Sitzkonzept zum Maßstab seiner Klasse wird.

Im März 2004 erscheint unter dem Kürzel H die dritte Astra-Generation. Neu sind neben einer variablen, elektronischen Dämpferregelung, die sich automatisch auf wechselnde Fahrzustände und Straßenbedingungen einstellt, Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht. Der Astra Twintop besitzt ein dreiteiliges Hardtop, das sich auf Knopfdruck in weniger als 30 Sekunden öffnet oder schließt. Ungewohnte Perspektiven eröffnet seinen Mitfahrern der neue Astra GTC: Die auf Wunsch erhältliche Panorama-Frontscheibe, die erstmals in einem Großserienfahrzeug angeboten wird, erstreckt sich von der Motorhaube bis ins Dach zur B-Säule.

Jüngster Spross der seit 2009 gebauten, vierten Astra-Generation und zugleich neues emotionales Highlight der Opel-Kompaktklasse ist ebenfalls ein GTC. Vorgestellt wird das rassige Kompaktcoupé im September 2011 auf der 64. IAA in Frankfurt. Es verfügt exklusiv über ein Hightech-Fahrwerk mit handlingoptimierter HiPerStrut-Vorderachse (Hochleistungs-Federbein). Zu den weiteren GTC-Innovationen gehören neue Fahrerassistenz-Systeme auf Basis der zweiten Generation der Opel-Frontkamera und das weiter entwickelte Adaptive Sicherheitslichtsystem AFL+. Zusätzlich krönt im Sommer 2012 die Hochleistungsvariante OPC (Opel Performance Center) die Angebotspalette des rassigen neuen Kompaktcoupés. Trotz des betont sportlichen Anspruchs bleiben aber – wie einst beim Kadett – auch Funktionalität und Wirtschaftlichkeit nicht auf der Strecke. Nach 75 Jahren und über 21 Millionen gebauten Einheiten geht die Erfolgsgeschichte von Kadett und Astra also weiter. Somit gilt für die Kunden auch in Zukunft der Werbespruch aus den 50er Jahren: „Opel Kompaktklasse, kurz gesagt: OK.“