Opel-Werkfeuerwehr: Profis nicht nur bei der Brandbekämpfung

10.12.2010

Rüsselsheim.  Brandschutz, Erste Hilfe, Gefahrguteinsätze, Evakuierungsmaßnahmen: Was heute die rund 100 Mitarbeiter der Opel-Werkfeuerwehr täglich leisten, nahm vor 120 Jahren seinen Anfang. Im Dezember 1890 wurde die erste Opel-Fabrikfeuerwehr in Rüsselsheim gegründet, damals noch als Freiwilligenmannschaft. Gekleidet waren die Mitglieder jedoch von Anfang an wie Profis – in „vom Fabrikherrn gestellten Uniform- und Armaturstücken“, wie die Rüsselsheimer Tageszeitung Main-Spitze anlässlich der Gründung schrieb.

Der Umbruch in Organisation und Ausstattung kam 1911 – ausgelöst durch den großen Brand, der am 19. August weite Teile des Werks vernichtete. Als direkte Folge wurde, wie es in der Unternehmenschronik heißt, zum einen die „Fabrikation von Motorspritzen für Feuerwehrkraftwagen“ aufgenommen, zum anderen eine Opel-Berufsfeuerwehr gegründet. Sie sollte in den folgenden Jahrzehnten neben einer personalstärkeren freiwilligen Wehr unter einheitlichem Kommando bestehen.

Mit steigenden Anforderungen wurde in den 50er Jahren schnell klar, dass nur eine rein professionelle Löschmannschaft den umfassenden Brandschutz für ein so großes Automobilwerk sicherstellen kann. Die Werkfeuerwehr wuchs kontinuierlich. Organisation und Aufgabenspektrum veränderten sich. Heute ist die moderne Werkfeuerwehr für Brandvorbeugung und -bekämpfung genauso zuständig wie für Erste Hilfe oder Werksicherheitsmaßnahmen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und entspricht der bei einer Berufsfeuerwehr. Hinzu kommen die Zweige „Werkschutzfachkraft“ und „Rettungsassistent“, die zusätzlich von einem Teil der Opel-Feuerwehrangehörigen zu absolvieren sind. Um ständig fit und informiert zu bleiben, nehmen sie im Schnitt einmal pro Woche an Übungen und Lehrgängen der hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel und bei benachbarten Werkfeuerwehren teil.

Top-Vorbereitung und -Ausrüstung garantieren schnelle Hilfe im Ernstfall

Aktuell leisten 92 Männer aktiven Feuerwehrdienst, verteilt auf vier Schichten. Neun weitere nehmen den vorbeugenden Brandschutz wahr. Sie prüfen beispielsweise Feuerlöscher und Sprinkleranlagen auf ihre Funktionstüchtigkeit. Die enge Zusammenarbeit mit dem Bereich Arbeitssicherheit hilft beim Organisieren von Evakuierungsübungen.

„Dank der gut geschulten Opel-Mitarbeiter, aber auch der Vorsorgearbeit meiner Mannschaft halten sich wirklich ernste Einsätze in Grenzen“, sagt Klaus-Eberhard Fritz , der Leiter der Werkfeuerwehr. Seine Leute müssen nur rund 20 Mal pro Jahr kleinere Brände löschen. Hierzu zählt schon, wenn es im Schaltkasten funkt oder Asche im Müll landet und zu glimmen anfängt. Öfter – nämlich im Schnitt 130 Mal – rückt die Werkfeuerwehr zu technischen Hilfeleistungs- oder Gefahrguteinsätzen aus, wenn zum Beispiel Öl ausgelaufen ist. „Und dann gibt es ab und an auch noch die speziellen Einsätze, wenn beispielsweise die Enten aus dem Teich ausgebüchst sind und wieder eingesammelt werden müssen“, schmunzelt Wehrleiter Fritz.

Die Werkfeuerwehr steht in engem Kontakt mit den Ingenieuren des Internationalen Technischen Entwicklungszentrums (ITEZ). Standardmäßig erprobt sie alle neuen Modelle auf ihre Rettungstauglichkeit und geht zum Beispiel der Frage nach, wo der ideale Punkt zum Ansetzen der Rettungsschere ist. Diese Erfahrungen werden in praktischen Übungen an andere Feuerwehren weitergegeben. Die Werkmannschaft wirkt darüber hinaus bei der Entwicklung der Rettungsdatenblätter mit, die auch als webbasierte Anwendung für Smartphones zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt sind ihre Erfahrungen für die Umbauexperten bei der Entwicklung von Feuerwehrfahrzeugen auf Opel-Basis wertvoll.

Für einen großen Brand – den es im Rüsselsheimer Werk zuletzt vor rund 20 Jahren gab – ist die Opel-Feuerwehr bestens gerüstet – mit einem Fuhrpark aus Einsatzleitwagen, drei Löschzügen, Drehleiter und Spezialgerät. Hierzu zählen der Atemschutzgerätewagen, spezielle Hydraulik-Rettungsgeräte, besonderes Equipment zur Eindämmung von Wasserschäden sowie Ausrüstung zur Absturzsicherung und Höhenrettung. Hinzu kommen viele stationäre Löschanlagen auf dem Gelände, die dem Schutz spezieller Produktions- und Technologierisiken dienen.

Die professionelle Ausrüstung kommt auch der Allgemeinheit zugute, denn im Notfall wird die Wehr auch außerhalb des Unternehmens zur Unterstützung gerufen. Ein Beispiel, an das sich bis heute alle Beteiligten erinnern, ist das S‑Bahn-Unglück in Rüsselsheim, bei dem 1990 alle regionalen Wehren und Einsatzkräfte zur Rettung eilten.