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Extravagantes Sportcoupé rollte im November 1968 zum
ersten Mal vom Band
- Erfolg
in Europa und Übersee übertraf sämtliche Erwartungen
- Neuer
Opel GT mit Turbo-Power und Open-Air-Feeling
Rüsselsheim. „Nur Fliegen ist schöner“ – dieser Slogan
ist in die Werbegeschichte eingegangen. Auch der
Beworbene ist zu einem Klassiker geworden: Im November
1968 rollte der erste Opel GT vom Band. Heute, 40 Jahre
später, sorgt sein Nachfahre für Furore und – da sind
sich seine Fans einig – wieder ist nur Fliegen schöner.
Die Karriere des historischen Sportcoupés beginnt
bereits 1965, als erstes Konzeptfahrzeug eines
europäischen Automobilherstellers: Auf der IAA in
Frankfurt präsentiert Opel einen Zweisitzer, der mit
seiner aufregenden Karosserielinie, dem flachen Bug mit
Klappscheinwerfern, bauchigen Kotflügeln und scharfer
Abrisskante am Heck den Rahmen des herkömmlichen
europäischen Automobildesigns sprengt. Mit dem
charakteristischen „Coke Bottle Shape“ ähnelt sein
Äußeres einer kleinen Corvette. Die Verantwortlichen
weisen den „Experimental-GT“ zunächst als Studie aus.
Doch das Echo ist überwältigend: Von dem mutigen Design
sind Presse und Besucher mehr als beeindruckt. Und so
kommt es, dass sechs Jahre nach den ersten Designskizzen
und nur drei Jahre nach der IAA der GT-Prototyp zum
Serienauto reift. Neuzeitliche Parallele: 2003 steht das
„VX Lightning Concept“ der britischen
Opel-Schwestermarke Vauxhall auf der IAA und nimmt schon
deutlich die Züge des neuen Opel GT vorweg. Das Publikum
ist abermals begeistert – und muss sich wieder gedulden,
bis der Roadster ab Frühjahr 2007 ausgeliefert wird.
Grenzübergreifende Zusammenarbeit – gemeinsam zum Erfolg
Der Weg zur Serienproduktion des 60er-Jahre-Coupés ist
allerdings nicht einfach: Das Rüsselsheimer Stammwerk
ist voll ausgelastet, Bochum kann nur die Endmontage
übernehmen. So wird der GT zum Europäer: Die
französischen Karosseriebauer Chausson und Brissoneau &
Lotz übernehmen die Press- und Schweißarbeiten der
Blechteile sowie Lackierung und Innenausstattung; die
Bochumer Belegschaft montiert Fahrwerk und Motor.
1968 stehen zwei Triebwerke zur Wahl: Ein
1,1-Liter-Vierzylinder mit 60 PS und ein 90 PS starkes
1,9-Liter-Aggregat. Von Anfang an besonders beliebt ist
der GT 1900: Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 185
km/h und einer Beschleunigung von Null auf Tempo 100 in
10,8 Sekunden schlagen die Herzen sportlicher Autofahrer
höher. Serienmäßig gelangt die Motorkraft über ein
manuelles Viergang-Getriebe zur Hinterachse. Die
optionale Dreigang-Automatik wird von den europäischen
Kunden äußerst selten gefordert, dafür erfreut sie sich
in Übersee umso größerer Beliebtheit. Der neue Opel GT
macht die „Wahl“ leicht: Er ist nur mit einer
Motorisierung erhältlich, aber die hat es in sich: Der
zwei Liter große Turbobenziner mit Direkteinspritzung
entwickelt 194 kW/264 PS und 353 Nm Drehmoment. Ein
Fünfgang-Schaltgetriebe überträgt die Kraft via
mechanischem Sperrdifferenzial an die Hinterräder. Der
Sprint von null auf 100 km/h ist in 5,7 Sekunden
erledigt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 229
Stundenkilometer.
Revolutionäres Design – pure Emotion
Die Karosserie des historischen Serienfahrzeugs von 1968
unterscheidet sich erheblich vom Experimental GT – zu
seinem Vorteil: Die GT-Hülle wirkt noch durchtrainierter
als zuvor. Die Frontpartie fällt wuchtiger aus, der
vordere Überhang ist kürzer. Eine muskulöse Ausbuchtung
für den Ansaugtrakt ermöglicht eine flachere Motorhaube,
die eckigen Klappscheinwerfer des Experimental-GT sind
runden „Schlafaugen“ gewichen, die dem Sportcoupé ein
unverwechselbares Gesicht geben. Zugleich sorgt seine
elegante Linienführung für eine gute Aerodynamik.
Allerdings haben die Ingenieure während der Entwicklung
genau damit ein Problem: Das neue Modell kann nirgends
unerkannt zu Testfahrten aufbrechen, denn, so eine
Pressemitteilung von September 1968, „die aerodynamische
Form der GT-Erlkönige ließ eine Tarnung durch Attrappen
einfach nicht zu“. Der neue GT teilt mit seinem
Vorfahren die kraftvolle Form mit den muskulösen
Kotflügeln – allerdings zeitgemäß interpretiert mit
straffen, scharf geschnittenen Flächen, knappen
Überhängen und breiten Reifen auf 18-Zoll-Felgen.
Auffälligster Unterschied ist die Art des Daches. Was
damals nur ein Traum der Frischluft-Fans in Gestalt der
Studie Aero GT von 1969 war, ist beim neuen Opel GT
Realität: Der kommt nämlich als Roadster daher. Sein
manuell betätigtes Stoffverdeck verschwindet mit wenigen
Handgriffen unter dem mit zwei Hutzen markant
gestalteten Kofferraumdeckel, was für eine äußerst
ästhetische, fließende Linie sorgt.
Damals wie heute verströmt der Zweisitzer auch im
Innenraum mit seinen Sportsitzen, dem
Dreispeichen-Lenkrad und den modernen Rundinstrumenten
sportliches Flair. Bei aller Begeisterung, die die
Opel-Konstrukteure mit dem GT auslösen, achteten sie
jedoch bereits vor 40 Jahren auch auf den
Insassenschutz. Mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten,
eingebautem Überroll- und Seitenaufprallschutz, einem
stabilen Fahrgastraum, abgewinkelter
Sicherheitslenksäule und vielen weiteren Vorkehrungen
setzte der GT Maßstäbe für seine Zeit. Natürlich verfügt
der neue Opel GT neben seiner stabilen
Karosseriestruktur über ein Airbagsystem zum Schutz von
Fahrer und Beifahrer, und auch die elektronische
Stabilitätskontrolle ESP (mehrstufig deaktivierbar) ist
serienmäßig an Bord.
Fans
in Europa und USA – vom alltagstauglichen Sportwagen zum
Liebhaberstück
Die Fahrleistungen, das unvergleichliche Design und der
attraktive Einstiegspreis von nur 10.767 Mark machten
den Alt-68er zum Renner in der Käufergunst, der alle
Erwartungen übertraf. In den fünf Jahren bis zum
Produktionsende 1973 erreichte er eine Gesamtauflage von
103.463 Autos. Sowohl die europäischen als auch die
amerikanischen Kunden lieben das extravagante
Opel-Modell – bis heute hat der GT seine Fans auf beiden
Kontinenten. Mit 32.400 Euro (unverbindliche
Preisempfehlung inkl. MwSt.) macht die Marke mit dem
Blitz 40 Jahre später den Fans des neuen Opel GT wieder
ein attraktives Angebot. Nur Fliegen ist schöner!
