Historische Löschfahrzeuge von Opel sind heute begehrte
Liebhabermodelle
Rüsselsheim. Im Jahr 1911 zerstörte ein heftig wütender
Großbrand weite Teile der Rüsselsheimer
Fabrikationsanlagen. Damals gründete Opel eine
werkseigene Feuerwehr, um solche Katastrophen in Zukunft
zu vermeiden oder zumindest die Folgen eines Brandes
einzudämmen. Das ist der Feuerwehr in den vergangenen
knapp einhundert Jahren gelungen. Gleichzeitig
engagierte sich Opel auch erfolgreich beim Bau von
Feuerwehrfahrzeugen. Oldtimer-Freunde schätzen und
pflegen diese historischen Fahrzeuge heute als
Liebhabermodelle.
Zum Zeitpunkt des historischen Großbrands war Opel
bereits Hersteller von benzingetriebenen Motor- und
Lastkraftwagen und trat anschließend auch als
Fahrgestelllieferant für Feuerwehrfahrzeuge in
Erscheinung. Mit den ersten Modellen setzte Opel neue
technische Maßstäbe. So wurden die Feuerwehrfahrzeuge
schnell auch für Kunden im In- und Ausland interessant.
Offene Feuerwehrwagen gegen die Verweichlichung der
Feuerwehrleute
Bis in die zwanziger Jahre gab es die Fahrzeuge nur in
einer offenen Version, was bedeutete, dass die
Mannschaft bei ihren Einsätzen dem Fahrtwind, aber auch
Regen, Sturm und Kälte völlig ungeschützt ausgeliefert
war. Die Begründung für diese offene Bauweise war
schlicht und einfach: Mit der offenen Ausführung der
Fahrzeuge sollte einer möglichen Verweichlichung der
Feuerwehrmänner vorgebeugt werden. Auch gutes Festhalten
war damals angesagt, damit die Feuerwehrleute bei
Alarmfahrten in den Kurven nicht vom Wagen stürzten –
die Sitzbänke waren zu diesen Zeiten noch in
Längsrichtung angebracht. Der Bau geschlossener
Feuerwehrfahrzeuge setzte erst Jahre später ein.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges entstand bei Opel
eine beachtliche Stückzahl an Automobilspritzen und
Drehleitern, die an verschiedene Feuerwehren geliefert
wurden. Die Freiwillige Feuerwehr (FF) Merkstein bei
Aachen pflegt zum Beispiel noch heute ein Modell Opel
12/50 PS, das von 1928 bis 1953 im Dienst war, über eine
800-l/min-Vorbaupumpe verfügte und acht Personen sowie
die im Heckraum gelagerte Kleinmotorspritze befördern
konnte. Ein ähnliches Modell der FF Wiedenthal zeichnet
sich durch bereits vorhandene Quersitzbänke bei
ansonsten ähnlicher Bauart aus.
Finanzielle Nöte machten die Feuerwehren in der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfinderisch: Die FF
Nöham in Niederbayern baute sich in Eigenregie aus einem
ehemaligen viersitzigen Opel-Tourenwagen des Typs 10/40
PS, Baujahr 1927, einen respektablen, 85 km/h schnellen
Feuerwehrwagen, der bis heute als Traditionsfahrzeug
erhalten ist.
Opel-Feuerwehrfahrzeuge in vielen Variationen
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges setzte dann ein
nachhaltiger Beschaffungsschub bei den Feuerwehren ein.
Für die aus Kosten- und Fertigungsgründen offen
ausgeführte Kraftzugspritze KzS 8 wurde ab 1936 das 1-t-
beziehungsweise 1,5-t-Opel Blitz-Chassis in großen
Stückzahlen verwendet. Die Freiwillige Feuerwehr
Wiesbaden hatte beispielsweise noch in den fünfziger
Jahren ein Fahrzeug im Einsatz, dessen Mannschaftsraum
mit der später üblichen Segeltuchplane geschützt war.
Zusammen mit dem einachsigen Kraftspritzenanhänger
wurde das KzS 8-Gespann gebildet, dem Vorläufer des LF
8.
Auf dem Opel Blitz-3-t-Chassis wurden hingegen die
Kraftfahrzeugspritzen KS 15 gebaut. Beispielsweise ein
1939 von dem Feuerwehrausrüster Koebe in Luckenwalde
aufgebautes Fahrzeug, das eine Löschgruppe von bis zu
neun Mann befördern konnte und mit einer vom Heck her
zugänglichen 800-l/min-Kleinmotorspritze bestückt war.
Bahnbrechend waren seinerzeit die Tanklöschfahrzeuge TLF
15/43, die ab 1943 überwiegend auf dem Opel
Blitz-Allradchassis des Typs 6700 A erstellt wurden. Mit
einem Löschwasservorrat von 2.500 Litern waren diese
Fahrzeuge nicht mehr auf die Nähe von Hydranten
angewiesen und leisteten so besonders am Ende des
Zweiten Weltkrieges während der Bombenangriffe auf
deutsche Städte und Industriebetriebe unschätzbare
Dienste bei der Brandbekämpfung.
Opel Blitz als unverwüstlicher Allzweck-Lkw
Im Jahr 1952 wurde dann ein neuer „Blitz“ entwickelt,
der schnell zum Marktführer aufstieg und auch bei den
Feuerwehrleuten sehr beliebt war. Sein lebendiger und im
Notfall auch mal überlastbarer Vergasermotor war äußerst
robust. Für manche kleinere Feuerwehr war das LF 8 auf
Basis des Opel Blitz 1,75 t damals sogar das erste
Motorfahrzeug überhaupt – viele dieser Modelle waren bis
weit in die achtziger Jahre hinein noch im Einsatz.
Nachfolger dieses Modells wurden der 1,9-Tonner und die
optisch ansprechend wirkenden Typen 2,1 t und 2,4 t, die
von 1966 bis zur Einstellung des Lastwagenbaus bei Opel
im Jahr 1975 im Programm blieben. Im Jahr 1968 wurde
auch ein Dieselmotor ins Angebot genommen, der aber als
Antriebsaggregat für Feuerwehrfahrzeuge keine
wesentliche Rolle spielen sollte.
Heute baut Opel wieder über die Opel Special
Vehicles GmbH (OSV) Serienautos zu
Spezialfahrzeugen für Polizei oder Feuerwehr um – ein
weiterhin expandierender Bereich.