2005-08-23

Opel eröffnet die IAA in Frankfurt mit 30 Sekunden-Inszenierung

Astra TwinTop: Neues Dachkonzept tanzt den "Cabrio-Coupé-Lambada"

In den Hauptrollen: Fünf Elektromotoren, acht Hydraulikzylinder, 13 Sensoren und eine 14-Gelenk-Kinematik.

 

Rüsselsheim. Opel unternimmt etwas gegen Langeweile und erweckt bewegungslose Autos auf dem Messestand der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt (15. – 25. September) zu einem neuen Tanz. Beim Astra TwinTop, der in Frankfurt seine Weltpremiere feiern wird, können die Besucher beim Öffnen und Schließen des Daches den „Cabrio-Coupé-Lambada“ erleben. Per Knopfdruck bewegen sich inklusive der beiden C-Säulen insgesamt fünf Komponenten mit Hilfe von fünf Elektromotoren, acht Hydraulik­zylindern. 13 Sensoren und einer 14-Gelenk-Kinematik zu einer exakt festgelegten Choreografie. Wesentlicher Vorteil des neuartigen Dachsystems im Astra TwinTop: Die einzelnen Dachteile sind kleiner als bei herkömmlichen Konzepten und können damit platzsparender im Kofferraum versenkt werden.

 

Entwicklungsvorgabe: Am Design orientiert sich die Funktion

 

Nach diesem Leitsatz haben zunächst die Designer- und Packaging-Experten ihre Anfor­derungen definiert. Anschließend entwickelten die Opel-Ingenieure in enger Zusammen­arbeit mit den Spezialisten von CarTopSystems (CTS) das optimale Dachkonzept, um sowohl die attraktive Designlinie als auch das für ein Stahl-Klappdach hervorragende Raumangebot zu gewährleisten. Dank der großzügigen Schulter- und Kniefreiheit, fühlen sich auch erwachsene Passagiere im TwinTop-Fond wohl. Dazu Projektleiter Klaus-Rudolf Reuter: „Wir haben alle Klappdach-Systeme am Markt sehr genau analysiert. Dabei wurde schnell klar, dass damit unser Ziel, ein aufregendes Design mit großzügigem Platz­angebot und großem Kofferraumvolumen zu verbinden, nicht zu erreichen ist. Deshalb kam nur eine neue Lösung in Frage.“

 

Spektakulär: Tanz der Elemente

 

Um das erste dreiteilige Stahldach in einem Serienfahrzeug zu realisieren, war neben der grundsätzlichen Arbeit am Konzept viel Feinabstimmung notwendig. Das veranschaulicht die von fünf Elektromotoren, acht Hydraulikzylindern und 13 Sensoren inszenierte Bewegungsabfolge beim Öffnen oder Schließen des Verdecks – von den Entwicklern „Lambada“ genannt. Ausgelöst wird der vollautomatische Komponenten-Tanz per Knopfdruck am oberen Scheibenrahmen oder via Fernbedienung im Fahrzeugschlüssel.

 

Zur Ouvertüre fahren die rahmenlosen Seitenscheiben um wenige Millimeter aus den Dichtungen nach unten. Dann schwenkt die Kofferraumhaube nach hinten hoch und gleichzeitig rückt das vordere Dachteil aus der Verriegelung. Im spektakulärsten Abschnitt vollführen die drei Dachelemente eine Art Rolle rückwärts. Dreh- und Angelpunkt sind dabei die beiden Hauptlager auf Höhe der Rücksitzbanklehne. Parallel dazu schiebt sich die Heckscheibe aus den Halterungen der C-Säulen nach vorn. Zugleich fährt die Abdeckung hinter den Fond-Kopfstützen hoch, die Dachdrittel tauchen darunter durch und legen sich kompakt geschichtet in die obere Hälfte des Ladeabteils. Bevor sich die Hutablage und die Kofferraumhaube wieder in ihre Verriegelungen senken, schwenken dort jeweils zwei Klappen aus, die sich als bündige Verkleidungen an die Karosserieflanke schmiegen. Zum Abschluss des knapp 30-sekündigen Schauspiels fahren die Seiten­scheiben wieder in ihre Position. Ein dezenter Signalton markiert das Ende der Aktion. Fehlbedienungen sind ausgeschlossen. So lässt sich der Öffnungsvorgang nur starten, wenn das Kofferraum-Rollo eingehängt ist. Die an einen Kontaktsensor gekoppelte Schutzvorrichtung trennt das Ladeabteil horizontal und definiert den Laderaum im geöffneten Zustand , so dass das Dach-Paket nicht auf überstehende Gepäckstücke drückt.

 

Projektleiter Reuter betont, dass „der Showcharakter nicht mehr als ein willkommener Nebeneffekt ist. Uns kam es auf optimale Funktionalität an – mit so wenig bewegten Teilen wie möglich.“ Zwischenlösungen mit mehreren puzzleartigen Verkleidungs­segmenten wanderten in den Papierkorb. „Da spielten auch die Designer nicht mit, weil durch die vielen Fugen ein unsauberes Bild entstanden wäre. Unser Ergebnis ist nicht nur optisch gelungen, sondern auch aeroakustisch einwandfrei.“

 

Absolutes Novum: Elektrisch betätigte Ladehilfe

 

Zusätzlich haben die Opel-Techniker dem Astra TwinTop als absolutes Novum eine elektrisch betätigte Ladehilfe („Easy Load“-Funktion) spendiert. Mit dieser Innovation ist es gelungen, das in der Cabrio-Konfiguration verfügbare Ladevolumen von gut 200 Litern auch voll nutzbar zu machen: Ein Druck auf den Knopf an der Kofferraum-Bordwand genügt und die waagerecht im Heckabteil geschichteten Dachteile werden um gut 25 Zentimeter angehoben. Damit lassen sich Koffer im Standardformat oder Einkaufstaschen bequem entladen oder unter das Schutzrollo bugsieren. „Auf die saubere Umsetzung dieser Idee haben wir besonders viel Hirnschmalz verwendet“, verrät Klaus-Rudolf Reuter. „Die Kunden werden das serienmäßige Feature mit Sicherheit zu schätzen wissen, weil sie so auch im Open-Air-Modus jederzeit an ihr Gepäck gelangen.“

 

Darüber hinaus zeugen Zuschnitt und Größe des insgesamt rund 440 Liter fassenden Laderaums von der Alltagstauglichkeit des Astra TwinTop. Einen Beitrag leistet das schmal bauende Heckhauben-Gestänge: Statt der sonst üblichen mächtigen Rohrrahmen-Konstruktionen feiert hier eine aufwändige 14-Gelenk-Kinematik Premiere, die den Koffer­raumdeckel beim Öffnen und Schließen in zwei Dimensionen bewegt. Der gegenüber der Limousine um drei Zentimeter abgesenkte Kofferraumboden schafft weiteren Platz. Von der praxisgerechten Ausgestaltung des Gepäckabteils zeugen auch die seitlichen Stau­fächer, die Durchladevorrichtung für den Ski-Transport sowie die Mulde, in der ein Reserverad oder ein vierteiliges Windschott und das Tire-Repair-Set untergebracht werden können.

 

Obwohl konzeptionell völliges Neuland betreten und die Latte in puncto Qualität und Funktionalität sehr hoch gelegt wurde, entstand der Astra TwinTop in der Rekordzeit von nur 17 Monaten. Reuter erklärt diese Leistung seines Teams mit dem beispielhaft effizienten Einsatz modernster Computersimulations-Programme und der nachhaltigen Einbindung des Entwicklungspartners CTS sowohl in den Konstruktions- als auch in den Produktionsprozess. Wenn das viersitzige Cabrio-Coupé ab Anfang 2006 im belgischen Antwerpen vom Band läuft, wird das komplette Dachmodul vor Ort montiert.