Vor 70 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Opel P4
Rüsselsheim. Vier Sitzplätze, 23 PS und 85 km/h
Höchstgeschwindigkeit für 1650 Reichsmark – macht in
der Summe ein Auto für Alle. Vor 70 Jahren, im November
1935, stellt die Adam Opel AG den P4 vor. Ein kompaktes,
vollständiges Fahrzeug mit bewährter Technik zu einem
unschlagbar günstigen Preis. Auslöser für das neue
automobile Angebot ist der wachsende Wunsch der Menschen
nach motorisierter Mobilität. Die Technik ist so
ausgereift, dass der Fahrer nicht mehr über die
mechanischen Grundkenntnisse der früheren Automobilisten
verfügen muss. Moderne Produktionsprozesse erhöhen die
Qualität der Produkte und machen sie gleichzeitig Vielen
verfügbar. Der gewachsene Käuferkreis des Mittelstands -
der durchschnittliche Monatslohn in Deutschland liegt
bei 250 Reichsmark, inzwischen können sich auch
Angestellte und Handwerker ein Automobil leisten -
verlangt nach einem vollwertigen Fahrzeug. Die Zeit ist
reif für das erste Volksauto.
Der P4 besitzt einen U-Profilrahmen mit blattgefederten
Starrachsen und hydraulischen Stoßdämpfern,
Vierrad-Seilzugbremsen und eine aufgesetzte Karosserie
in Holz- und Stahlbauweise. Diese Art des Karosseriebaus
folgt klassischen Vorbildern: Karosseriebleche aus
Stahl werden auf einem tragenden Holzgerüst befestigt.
Weil zu dieser Zeit noch kein Verfahren besteht, um
große Bleche in einem Stück zu pressen, besteht das
Dachmittelteil der Limousine aus einem fest
installierten Kunststoffverdeck. Der wassergekühlte 1.1
Liter-Vierzylindermotor leistet 23 PS bei 3400 U/min.
Bei einem Leergewicht von nur 755 Kilogramm reicht das
für eine Höchstgeschwindigkeit von
85 km/h.
„Er kostet wenig. Er verbraucht wenig.“
Der P4 ist kompakt und komplett ausgestattet. Auf 3,34
Metern Länge bietet er Platz für vier Passagiere, die
vorderen Sitze sind verschiebbar und können per
Flügelmuttern fixiert werden. Zwei große Instrumente mit
Tachometer, Benzinuhr und Ölmanometer im Armaturenbrett
sind ebenso serienmäßig wie Scheibenwischer und
Innenspiegel. Die bewährte Grundlage ermöglicht günstige
Preise: Der P4 basiert auf der erfolgreichen Opel 1,2
Liter-Baureihe. 1650 Reichsmark kostet das
Standardmodell, 1890 RM schlagen für einen
Kleinlieferwagen auf P4-Basis zu Buche. Für 1880 RM
stehen die Cabrio-Limousine oder die höherwertig
ausgestattete Spezial-Variante zur Wahl.
Die Spezial-Limousine ist sofort am Ersatzrad auf dem
rechten Kotflügel zu erkennen. Anstelle des am Heck
angebrachten Rads sitzt dort eine ausklappbare
Kofferbrücke, die das Gepäck aufnimmt. Außerdem verfügt
die luxuriösere Ausführung des P4 über Stoßstangen,
linierte Radzierkappen sowie im Innenraum über
Kartentaschen in den Türverkleidungen und eine Gardine
im Heckfenster. Ebenfalls im Aufpreis von
230 Reichsmark im Vergleich zum Standardmodell
eingeschlossen: ein Vierganggetriebe.
1935 wird für
Opel zu einem Rekordjahr - mit 102.293 gebauten
Fahrzeugen überschreitet das Unternehmen als erster
deutscher Hersteller die Produktionsmarke von 100.000
Fahrzeugen und wird größter europäischer
Automobilhersteller. Der P4 verkauft sich in so großen
Stückzahlen, dass Opel zum Ende des Jahres 1936 den
Preis sogar um 200 Reichsmark auf 1450 RM senken und
den Kunden damit zum 75-jährigen Firmenjubiläum ein
Geschenk machen kann. Bis zum Ende der Produktion 1937
verlassen insgesamt 65.864 Modelle des P4 die
Rüsselsheimer Werkshallen.