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Von Lugano nach Monaco: Über 400 Kilometer in zwei
Etappen
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Am Steuer: Opel DTM-Pilot Heinz-Harald Frentzen
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Forschung: Große Fortschritte auf dem Weg zur
Serienreife
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Zielsetzung: Emissionsfreie Automobile ab 2010
Rüsselsheim. Erst im vergangenen Juni hatte das
Brennstoffzellen-Fahrzeug HydroGen3 eindrucksvoll die
Alltagstauglichkeit seines Antriebs beim „Opel Fuel Cell
Marathon – powered by GM“ unter Beweis gestellt: Exakt
9.696 pannenfreie Kilometer legte der Prototyp dabei
binnen 38 Tagen zwischen Hammerfest/Norwegen und Cabo da
Roca/Portugal zurück. Nach diesem Weltrekord folgt jetzt
ein weiterer Härtetest: Der auf dem Opel Zafira
basierende HydroGen3 nimmt an der in diesem Jahr zum
ersten Mal ausgetragenen „Rallye Monte Carlo Fuel Cell
And Hybrid“ teil. Pilotiert wird das
Brennstoffzellen-Fahrzeug von Heinz-Harald Frentzen, dem
Formel 1-Vizeweltmeister von 1997, dreimaligen Formel
1-Grand-Prix-Gewinner und aktuellen Opel-Werksfahrer in
der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM).
Das vom Internationalen Automobilsportverband FIA (Fédération
International de l’Automobil) und dem
Automobile Club de Monaco (A. C. M.) organisierte
Gleichmäßigkeits-Rennen – gefahren wird auf Soll-Zeit –
startet am 2. April 2005 in Lugano. Die rund 410
Kilometer lange Strecke führt in zwei Etappen durch die
Schweiz, Italien und Frankreich nach Monaco, wo die
teilnehmenden Fahrzeuge am selben Tag eintreffen werden.
Das Reglement erlaubt den Brennstoffzellen-Modellen
einen Tankstopp. Der Verbrauch wird gemessen und fließt
in die nach Klassen eingeteilte Wertung ein.
„Mit einer Teilnahme an Motorsport-Veranstaltungen haben
Automobilhersteller schon immer Fahrleistungen und
Zuverlässigkeit ihrer Produkte demonstriert. Dass wir
jetzt bei der anspruchsvollen Rallye Monte Carlo mit dem
HydroGen3 antreten, zeigt, welche großen
Entwicklungsschritte die Brennstoffzellen-Technologie in
den letzten Jahren vollbracht hat“, betont Dr. Udo
Winter, Chefingenieur im deutschen GM
Brennstoffzellen-Forschungszentrum (FCA – Fuel Cell
Activities) in Mainz Kastel.
Gut vorbereitet: Umfangreiches Testprogramm auf der
ganzen Welt
Ihren Ruf als eine der schwierigsten Rallyes der Welt
verdankt „die Monte“ der steilen und kurvigen
Streckenführung durch die Seealpen. Eine besondere
Herausforderung auch für den HydroGen3, doch bei weitem
nicht die erste Bewährungsprobe. Standfestigkeit
bewiesen die Brennstoffzellen-Fahrzeuge beim
letztjährigen „Opel Fuel Cell Marathon – powered by GM“
und bei vielen anderen Gelegenheiten. So ist
beispielsweise seit Juni 2003 ein HydroGen3 im täglichen
Stop-and-Go-Verkehr der japanischen Millionen-Metropole
Tokio im Rahmen des „Japan Hydrogen and Fuel Cell
Demonstration Projects“ unterwegs. Ebenso legen seit
vielen Monaten sechs weitere, in der amerikanischen
Hauptstadt Washington stationierte HydroGen3-Fahrzeuge
Botentouren im Großstadtbetrieb und
Demonstrationsfahrten im ganzen Land zurück.
Härter auf die Probe gestellt wurden die
Brennstoffzellen-Prototypen allerdings in einem
umfangreichen Testprogramm, wie es auch die
konventionellen GM- und Opel-Modelle durchlaufen.
165.000 Validierungs-Kilometer haben die rund 20
Versuchsträger dabei bis heute im Rahmen von 132
unterschiedlichen Testprozeduren in aller Welt unter
verschiedensten Klimabedingungen absolviert. Besondere
Anforderungen stellten unter anderem eine
Hitze-Testfahrt auf den 2.600 Meter hohen Mount Lemmon
in Arizona, eine Wintererprobung bei minus 15 Grad
Celsius in den Schweizer Alpen und ein Stadtverkehrtest
auf den Straßen des smogbelasteten Los Angeles.
Zusätzliche Tests auf Prüfständen entsprachen einer
Strecke von weiteren 20.000 Kilometern.
Brennstoffzellen-Antrieb: Kompaktes und effizientes
Kraftwerk
Das Herzstück, die Brennstoffzelle des HydroGen3, ist
ein kompaktes und hoch effizientes Kraftwerk, das samt
Elektromotor und Nebenaggregaten komplett unter die
Fronthaube des Opel Zafira passt. Durch dieses
ausgeklügelte Packaging bietet das Wasserstoff-Fahrzeug
Platz für fünf Passagiere und deren Gepäck.
In dem von GM FCA entwickelten Brennstoffzellen-Stapel
(englisch: Stack) mit 200 in Reihe geschalteten
Einzelzellen reagieren in einem elektrochemischen
Prozess Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser und
erzeugen auf diese Weise elektrische Energie. Mit deren
Hilfe wird der Elektromotor des HydroGen3 angetrieben,
der 60 kW/82 PS leistet. Das Aggregat mit einem
maximalen Drehmoment von 215 Nm beschleunigt den
Brennstoffzellen-Zafira nahezu geräuschlos in rund 16
Sekunden von Null auf Tempo 100 und ermöglicht eine
Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.
Beeindruckend ist im Hinblick auf die künftige
Serienfertigung von Brennstoffzellen-Automobilen
Folgendes: Die Ingenieure realisierten durch eine
deutliche Reduzierung der Bauteile nicht nur ein äußerst
kompaktes System, sondern es gelang ihnen auch, die 15
Hauptbaugruppen des Antriebs zu einem Modul
zusammenzufassen. Dadurch können die einzelnen Elemente
wie bei einem herkömmlichen Verbrennungsmotor-Antrieb
vormontiert und dann gemeinsam bei der „Hochzeit“ von
unten in die Karosserie eingepasst und verschraubt
werden.
Bezüglich der Tanksysteme fährt man bei GM FCA
zweigleisig: Wie das „Rallye Monte-Carlo“-Auto wird ein
Teil der Versuchsträger, „HydroGen3 liquid“ genannt, mit
superisolierten Tanks für tiefgekühlten, das heißt minus
253 Grad Celsius kalten, flüssigen Wasserstoff
ausgerüstet. Weitere Fahrzeuge mit Namen „HydroGen3
compressed 700“ haben Hochdrucktanks aus
Karbon-Verbundmaterial und speichern den Wasserstoff als
Gas unter einem Druck von bis zu 700 bar. Das Tanksystem
ist das erste für 700 bar, das vom deutschen Technischen
Überwachungsverein (TÜV) sowie nach amerikanischen und
zukünftigen europäischen Standards zertifiziert und für
den Straßenverkehr zugelassen wurde.
Aufwand: Bisher über eine Milliarde Dollar in das Auto
von morgen investiert
Noch weiter als die drei bisherigen Generationen von
Brennstoffzellen-Fahrzeugen in Richtung
Produktentwicklung ausgerichtet ist das für Ende 2005
geplante, intern als „V4-Programm“ bezeichnete
Folgeprojekt. Die Fahrzeuge sollen dann mit
Kleinserien-Werkzeugen gebaut werden, im Unterschied zum
heutigen Aufbau, der ausschließlich in Handarbeit
erfolgt. Dadurch verspricht sich GM unter anderem
sinkende Kosten, geringere Fertigungstoleranzen und
damit höhere Qualität und Zuverlässigkeit.
Ebenso wie die bei der europäischen Marathon-Tour und
der Rallye Monte Carlo gewonnenen Erkenntnisse sind
weitere Erfahrungen mit dem HydroGen3 und seinem
Nachfolger wichtige Schritte auf dem Weg zur Serienreife
des Brennstoffzellen-Antriebs. In dessen Erforschung und
Entwicklung haben GM und Opel bisher über eine Milliarde
Dollar investiert. Und zwar mit dem Ziel, im nächsten
Jahrzehnt Fahrzeuge mit der emissionsfreien Technologie
zu verkaufen. GM Vice President Larry Burns: „Nur wenn
wir ein hohes Fahrzeugvolumen erreichen, werden die
Vorteile der Brennstoffzellen-Technologie für die Umwelt
und ihr Beitrag zur Schonung der begrenzten fossilen
Energiereserven zum Tragen kommen.“
Wenn die GM-Brennstoffzellen-Fahrzeuge in großer
Stückzahl auf die Straße rollen, soll die
Brennstoffzelle eine Betriebsdauer von mindestens 5.500
Stunden haben. Das entspräche einer Fahrtstrecke von
rund 160.000 Kilometern und den Anforderungen, die auch
an Verbrennungsmotoren gestellt werden. Ebenso wie bei
der Dauerhaltbarkeit soll es dann auch keine
Unterschiede mehr bei den Kosten geben. Ziel sind 50
Dollar pro Kilowatt Nennleistung des Antriebs – ein
Betrag, der den Preisen von Verbrennungsmotor-Antrieben
entspricht.
Zurzeit ist man jedoch von solchen Größenordnungen noch
weit entfernt. Hochgerechnet auf eine Jahresstückzahl
von 100.000 Einheiten kostet die
Brennstoffzellen-Technik gegenwärtig zehn Mal so viel
wie ein vergleichbarer herkömmlicher Antrieb. Allerdings
geht der Fortschritt auch hier zügig voran. So gelang es
GM FCA, die Kosten für den Brennstoffzellen-Stack weiter
zu senken. Möglich wurde dies durch den Einsatz
preiswerter Bipolarplatten aus Edelstahl, die die
teureren Titanplatten ersetzen, sowie durch ein
kostengünstigeres Fertigungsverfahren.
Globale Zusammenarbeit: Brennstoffzellen-Zentren in USA,
Deutschland und Japan
Solche Erfolge sind die Ergebnisse der umfangreichen
Erfahrung, über die GM auf dem Gebiet der
Brennstoffzellen-Technologie verfügt. Im November 1997
wurde das Entwicklungszentrum GM Fuel Cell Activities
von General Motors und Opel gegründet. Heute arbeiten
rund 600 Wissenschaftler und Ingenieure an insgesamt
fünf Standorten in den USA (Rochester, Warren,
Torrance), in Deutschland (Mainz-Kastel) und in Japan
(Tokio) mit unterschiedlichen Schwerpunkten am
gemeinsamen Brennstoffzellen-Programm.
Die Herausforderung, der sie sich mit ihrer Arbeit
stellen, ist klar umrissen: Zurzeit leben 6,4 Milliarden
Menschen auf der Erde – 2020 werden es aller Voraussicht
nach 7,5 Milliarden sein. Verbunden damit ist ein
prognostizierter Anstieg des Motorisierungsgrads der
Weltbevölkerung von jetzt 12 auf dann 15 Prozent. Im
Klartext bedeutet das: Statt 775 Millionen werden in
knapp zwei Jahrzehnten 1,1 Milliarden Fahrzeuge über
unseren Globus rollen. Dies hat nicht nur einen weltweit
um jährlich 2,4 Prozent steigenden Bedarf an
Primärenergie zur Folge, wie ihn die amerikanische
Studie „International Energy Outlook“ bis zum Jahr 2020
voraussagt. Verbunden damit ist beim Einsatz fossiler
Energie ein weiterer Anstieg des Schadstoffausstoßes und
der klimarelevanten Kohlendioxidemissionen.
Vor diesem Hintergrund kommt der Brennstoffzelle auf dem
Weg zu einer nachhaltigen Mobilität eine Schlüsselrolle
zu. Das zeigt eindeutig die so genannte „Well-to-Wheel“-Studie,
die GM und Opel für Europa durchführten und deren
Ergebnisse mittlerweile durch eine weitere Untersuchung
bestätigt wurden, die in Zusammenarbeit zwischen der
Forschungsgemeinschaft der europäischen
Automobilindustrie (EUCAR), dem
Forschungszusammenschluss der Mineralölindustrie (CONCAWE)
und der Europäischen Union durchgeführt wurde. Bei
diesen Analysen wurden unterschiedliche Treibstoffpfade
und Antriebskonzepte auf Energieverbrauch und
Treibhausgas-Emissionen von der Treibstoffproduktion aus
Basisstoffen bis hin zur Nutzung des Kraftstoffs im
Fahrzeug untersucht. Zentrales Ergebnis beider Studien
ist, dass mit Wasserstoff betriebene
Brennstoffzellen-Fahrzeuge das größte Potenzial haben,
Treibhausgas-Emissionen nachhaltig zu reduzieren und auf
lange Sicht vollkommen zu eliminieren.
Infrastruktur: Wasserstoff-Tankstellen für ganz Europa
erforderlich
„All dies macht klar, dass der Brennstoffzelle die
Zukunft gehört - insbesondere, wenn erneuerbare Energien
bei der Wasserstoff-Gewinnung eingesetzt werden und eine
entsprechende Infrastruktur zur Verfügung steht“,
resümiert GM Vizepräsident Larry Burns. Für die USA hat
GM den notwendigen Bedarf schon einmal hochgerechnet:
11.700 Tankstellen würden ein Netz darstellen, mit dem
70 Prozent der amerikanischen Bevölkerung versorgt
wären. Das benötigte Investitionsvolumen bei Kosten von
einer Million Dollar pro Tankstelle würde 11,7
Milliarden Dollar betragen. Mit ähnlichen
Größenordnungen wäre auch in Europa eine umfangreiche
Basisversorgung zu realisieren.
Große Mengen Wasserstoff werden heute schon produziert –
weltweit rund 45 Millionen Tonnen im Jahr. Der Großteil
wird für die Düngemittelherstellung und die Raffinierung
von Erdöl verwendet. In einer Reihe von chemischen
Produktionsprozessen fällt Wasserstoff allerdings auch
als Nebenprodukt an. Durch Nutzung dieses Wasserstoffs
ließen sich bereits heute alleine in Deutschland Jahr
für Jahr rund 500.000 Autos mit Brennstoffzellen-Antrieb
versorgen. Allerdings wären für den Aufbau einer ersten
Infrastruktur auch entsprechende gesetzliche
Rahmenbedingungen erforderlich. Im Sinne einer
nachhaltigen Mobilität für das 21. Jahrhundert bedarf es
darüber hinaus eines globalen Engagements. Dr. Byron
McCormick, Executive Director von GM Fuel Cell
Activities: „Wir haben in den letzten Jahren große
Fortschritte in der Forschung und Entwicklung erzielt.
Um wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Automobile
Realität werden zu lassen, wäre eine staatliche
Unterstützung in allen Regionen wünschenswert, damit
diese Fahrzeuge weltweit so schnell wie möglich zum
Erhalt unserer Umwelt und zu attraktiven Konditionen für
die Käufer auf den Markt gebracht werden können.”
Technische Daten des HydroGen3 liquid
Bauart |
Fünfsitziger Prototyp mit Frontantrieb auf Basis
des Compact Van Zafira |
Kraftstoffspeichersystem |
Flüssigwasserstoff-Edelstahltank, Einbaulage vor
der Hinterachse, unter der Fondsitzbank
Länge/Durchmesser: 1.000 / 400 mm
Fassungsvermögen: 68 l / 4,6 kg
Gesamtgewicht: 90 kg |
Brennstoffzellen-Einheit |
200 Einzel-Brennstoffzellen, in Reihe geschaltet
Spannung: 125 – 200 Volt
Länge/Breite/Höhe: 472/251/496 mm
Aktive Fläche: 800 cm2
Druck: 1,5 – 2,7 bar
Dauerleistung: 94 kW
Leistungsdichte: 1,60 kW/l bzw. 0,94 kW/kg |
Elektrisches Traktionssystem |
Asynchron-Drehstrommotor mit integrierter
Leistungselektronik und Planetengetriebe
Betriebsspannung: 250 – 380 Volt
Leistung: 60 kW
Drehmoment: 215 Nm
Maximale Motordrehzahl: 12.000 min-1
Getriebeübersetzung: 8,67:1
Gesamtgewicht: 92 kg |
Maße/Gewicht |
Länge/Breite/Höhe: 4.317/1.742/1.684 mm
Fahrzeug-Leergewicht: 1.590 kg (Zielwert) |
Fahrleistungen |
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 16 s,
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h,
Reichweite: 400 km |