2009-12-05

Zitate von Nick Reilly zu aktuellen Unternehmensthemen

Die folgenden Aussagen machte Nick Reilly, Präsident von GM Europa, im Rahmen einer Telefonkonferenz am Samstag, 5. Dezember 2009.

Zu seinem Titel “Präsident GM Europa”:

„Der Grund, warum der Titel “Präsident GM Europa” gewählt wurde, liegt darin, dass wir hier einheitlich vorgehen wollen. Wir haben drei Präsidenten in unserer Organisation: einen für Nordamerika, einen für das internationale Geschäft (AP & LAAM - Asien-Pazifik-Region sowie Lateinamerika, Afrika und Mittlerer Osten) und einen für Europa. Wir werden aber nicht zur ehemaligen GM Europa-Organisation zurückkehren. In Europa wird es zwei Organisationen geben: Opel/Vauxhall und Chevrolet Europa. Ich werde für beide verantwortlich sein und die Geschäfte von Opel/Vauxhall führen, während Wayne Brannon weiterhin für Chevrolet Europa zuständig sein wird"

(Zum Hintergrund: Wayne Brannon hatte in der Vergangenheit an Nick Reilly berichtet als dieser Präsident von GMIO war und wird jetzt weiterhin an Reilly berichten in seiner neuen Funktion als Präsident GM Europe)

Zur Frage der Suche nach einem CEO für Opel/Vauxhall:

„Ich werde der CEO sein, deshalb haben wir die Suche eingestellt. Ich werde zudem für die anderen Geschäftsbetriebe von GM in Europa verantwortlich sein.”

Zum Opel / Vauxhall Management-Team:

„Ich werde nächste Woche ein neues Management-Team bekanntgeben, momentan aber keine Angaben zu einzelnen Personen machen.”

Zu alternativen Antrieben:

„Wir können auf global im GM-Verbund verfügbare Technologie zurückgreifen und sondieren momentan die Einführung von Hybrid-Modellen. Der Ampera wird künftig in Europa hergestellt. Zur Einführung werden wir den Ampera zunächst aus den USA importieren, auf lange Sicht halten wir aber nach lokalen Produktionsmöglichkeiten Ausschau. Ellesmere Port ist einer der Kandidaten, aber es gibt noch weiter. Wir schauen uns auch das Thema Batterie-Technologie genau an. Elektro-Fahrzeuge werden unseren Fokus darauf noch erhöhen.”

Zum Opel/Vauxhall Produkt-Portfolio:

„Ich sehe hier Lücken, die gefüllt werden müssen. Opel braucht einen Kleinstwagen, das wird unsere Top-Priorität sein. Ich möchte auch klarstellen, dass wir auch bei den leichten Nutzfahrzeugen weitermachen müssen, denn das ist ein beträchtlicher Teil unseres Geschäfts.“.

Zum Treffen in Brüssel am 4. Dezember:

„Das Treffen war positiv. Wir benötigen insgesamt 3,3 Milliarden Euro, davon eine Milliarde für die Restrukturierung. Der Rest ist im Wesentlichen für Investitionen in neue Produkte vorgesehen. Wir gehen davon aus, dass wir in 2010 Verluste machen werden, deshalb werden wir Unterstützung benötigen, um das nächste Jahr zu bewältigen. Ich bin nicht sicher, wann eine Entscheidung getroffen werden wird, habe aber positive Rückmeldungen erhalten. Die Hilfe wird auf jeden Fall im Einklang mit nationalem Recht und den EU-Regelungen sein. Bislang gibt es keinen Termin, für den eine Entscheidung zu erwarten wäre.”

Zum Thema Regierungsunterstützung:

„Es wird geglaubt, GM habe genügend Geld in den USA, das für Europa ausgegeben werden kann. Dies ist nicht der Fall. Ein Großteil dieses Geldes wird für Delphi benötigt und um die Restrukturierung in den USA abzuschließen. Wir haben auch einen Teil des Geldes auf einem Treuhand-Konto für Notsituationen in den USA deponiert und können darauf nicht zurückgreifen. Zudem steht der Markt in den USA weiterhin unter Druck, und wir benötigen dort Geld, um die Zeit bis 2011 zu überstehen. Außerdem müssen wir Kredite an die U.S.-Regierung zurückzahlen. Schließlich ist es das Geld der Steuerzahler in den USA. Wir können etwas davon auch außerhalb der USA nutzen, aber nicht alles.”

Zu Regierungsunterstützung aus Deutschland:

„Wir haben einen Antrag an die deutsche Regierung vorbereitet. Die deutsche Regierung war bereit, eine Lösung mit Magna zu unterstützen. Deshalb erwarten wir auch eine gewisse Unterstützung für unseren Plan. Was Finanzhilfen anbelangt, gibt es keinen Unterschied zur Situation anderer Autohersteller in den USA, Japan oder in anderen europäischen Ländern. Ich bin zuversichtlich, dass uns Unterstützung gewährt werden wird. Aber unabhängig davon, wird die Entscheidung der deutschen Regierung keinen Einfluss auf einen größeren oder geringeren Arbeitsplatzabbau in Deutschland haben. Die Erwartung ist, dass wir finanzielle Unterstützung von den meisten europäischen Regierungen erhalten werden. Wir wären enttäuscht, wenn Deutschland das einzige Land wäre, das sich daran nicht beteiligen würde.”

Zum Werk in Antwerpen:

„Wir werden keine Kommentare abgeben, bevor die Gespräche nicht abgeschlossen sind. Wir halten nach Alternativen Ausschau und werden das weiterhin tun. Denken Sie aber daran, dass wir sowohl unsere Kapazität als auch unsere Strukturkosten reduzieren müssen. Wir hatten Pläne und es gab eine Vereinbarung, aber manche Pläne können nicht realisiert werden, weil sich das Geschäftsumfeld geändert hat. Sie haben gesehen, wie viele Werke in den USA geschlossen werden mussten – und es gab wahrscheinlich Produkt-Pläne für jedes einzelne von ihnen. Um zukunftsfähig zu sein, müssen wir Kapazität reduzieren.”

Zum Zeitplan:

„Wir hoffen, dass wir in den kommenden zwei bis drei Wochen etwas bekannt geben können. Voraussichtlich noch vor Ende des Jahres oder möglicherweise Anfang nächsten Jahres.”

Zu angeblichen Exportrestriktionen für Opel:

„Lassen sie mich das deutlich sagen: Es gibt für Opel keine Exportrestriktionen. Es gibt bereits einen kleinen aber loyalen Kundenkreis in China. Die Marke hat schon versucht, Autos in Indien zu verkaufen, es aber nicht geschafft, die notwendige Reputation aufzubauen, verlor Geld und zog sich zurück. Ähnlich war es auch in Japan. Der Punkt ist: Wenn eine gute Marke in der Lage ist, Geld zu verdienen - was sollte uns davon abhalten zu exportieren? Wir werden uns die jeweiligen Möglichkeiten Markt für Markt anschauen. Wenn man eine Marke erst aufbauen muss, ist das schwierig. Wir werden sicherlich kein Exportprogramm starten, nur um Volumen zu machen. Es muss sich rechnen, sonst machen wir es nicht.”